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Im Zeichen des Totenkopf

Im Zeichen des Totenkopf

Wir stehen am Anfang der „digitalen Revolution“. Digitale Technologie wird unser Leben maßgeblich bestimmen. Die Piratenpartei möchte die Gefahren der Technologie abwehre­n und die Chancen nutzen.

Das sind die aktuellen deutschen Piraten. In Afrika haben sie meist eine ziemlich schwarze Haut, fahren in Booten herum und klauen Schiffe samt Personal von uns und anderen Demokraten. Das ist der feine Unterschied – und ich frage mich, warum nennen unsere sich jetzt Piraten? Weil sie Wähler klauen wollen?

Im Altertum waren die Seehandelswege grundsätzlich von den jeweiligen Herrschern der Durchfahrtsgebiete abhängig und durch Raub gefährdet. Später dann, im Mittelmeer, gab es immer wieder neue Gruppierungen, die unter schwarzen, christlichen, islamischen oder welchen Ausreden auch immer andere beklauten. Das hatte lange Konjunktur – Ägypter, Griechen­, Römer mussten sich gegen die jeweiligen­ Freibeuter wehren und waren am großen Raubzug doch sehr wahrscheinlich auch selbst beteiligt.

Als im Februar 1821 im Zuge der Griechischen­ Revolution – da waren die auch schon klamm – der Aufstand gegen das Osmanische Reich ausbrach, scharten sich die Piraten unter einer Flagge mit blauem Kreuz zusammen und erhoben ihre Seeräuberei zum Freiheitskampf. Sie lieferten­ der türkischen Flotte erbitterte und oftmals erfolgreiche Kämpfe, andererseits hatte sie keine Hemmungen, Frachtschiffe, egal, welcher Nation, aufzubringen und auszurauben. Raub, Sie kennen es aus dem so genannten Steuerrecht, ist nur eine Frage der Definition.

In Kriegszeiten ist ja eigentlich alles erlaubt und deshalb war es auch immer legal, gegnerische­ Handelsschiffe zu attackieren. Private Schiffe wurden durch Kaperbriefe ermächtigt, Handelsschiffe des Gegners zu kapern. Das war dann keine Piraterie, sondern­ Aufbringung. In der Auswirkung natürlich derselbe Effekt. Diese Schiffe sollten dann einem Prisengericht in den Heimathäfen der Freibeuter übergeben werden. Nachdem ein Teil der Beute, meistens­ 20%, für den Kaperbrief an die Krone oder die Regierung abgeführt worden­ war – Vorteilsnahme – oder so etwas­ wie das Recht der ersten Nacht, wurde­ die restliche Beute unter den Inhabern­ und Kapitänen der Schiffe aufgeteilt. Die Überfälle waren durch den Kaperbrief­ gedeckt. Wurden aber eigene oder verbündete Schiffe überfallen, was vor allem in Friedenszeiten geschah, galten die Freibeuter von nun an wieder als gewöhnliche­ Piraten.

Korsaren und Piraten hatten oft eine ähnliche Geschäftsgrundlage – Schiffe, Ausrüs­tung und Besatzung wurden von Privat­leuten finanziert, auch Aktiengesellschaften waren an diesem Geschäft beteiligt. Die Anteilscheine sicherten dem Käufer einen entsprechenden Anteil an der Beute. Das kommt uns doch sehr bekannt vor, wenn wir uns mit den heutigen Möglichkeiten an den Börsen der Welt beschäftigen. Die Spanier­ und Franzosen, die Briten mit Königin­ Elisabeth I. unterstützten die Freibeuterei – Sie erinnern sich sicher gern an Francis Drake, den Errol Flynn verwegen ins Leinwandbild setzte. Auch wir Deutschen­ haben einen, auf den wir heute stolz sind, wenn man das so sagen kann. Klaus Störtebecker, dem sogar ein Denkmal von Hansjörg Wagner auf dem Grasbrook in der HafenCity in Hamburg errichtet­ wurde. Man hat versucht, mit norddeutschem Geschmack­ den vermuteten Hinrichtungsort genau zu treffen. Und wenn einer erst mal tot ist, kann man ihn auch ruhig ein bisschen verehren.

Auch im fernen Osten waren und sind Piraten noch immer sehr aktiv – auf Schnellboten an den Küsten und in Ingenieurbüros­, in versteckten Bastelbuden. Dort wird eigentlich­ nicht direkt geklaut, aber doch durch akribische Nachempfindung Produkt­piraterie, Produktfälschung oder Markenpiraterie betrieben. Dabei werden Markenrechte oder wettbewerbsrechtliche Vorschriften bewusst verletzt. Häufig geht die Produktpiraterie dabei auch mit Verletzungen von Urheberrechten, Geschmacksmustern, Gebrauchsmustern, Patenten und sonstigen Rechten des Eigentümers einher. Auf den großen Industrie- und Konsum­messen haben wir aus diesem Grund jede Menge Fahnder auf den Gängen. Die USA und Europa haben ein gemeinsames Portal gegen Produkt- und Markenpiraterie gestartet. Die Website soll Unternehmen helfen­, die entwickelten Ressourcen und Instrumente zum Schutz des geistigen Eigentums­ einzusetzen.

So halten Piraten die Menschen seit tausenden Jahren in Atem. Kaiser, Fürsten und Demokraten bekämpften sie so lange, wie sie nicht zur Kumpanei nützlich waren. Die neuen Piraten in Berlin sind noch nicht wirklich spürbar. Ändern sie dies nicht, werden sie bald aus dem Kreis anderer Piraten­ ausscheiden – in dem sie sich ja wohl auch gar nicht wohlfühlen würden. Möglich, doch das sagten anfangs auch die Grünen ...

JPM

Foto: © panthermedia | benis arapovic

Stichwörter:
Digitale Technologie, Piratenpartei,

C&M 6 / 2012

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe C&M 6 / 2012.
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